Der Walfang lässt sich geschichtlich etwa 7.000 Jahre zurück verfolgen. In Europa begann der Walfang größeren Stils wahrscheinlich im Baskenland des 12. Jahrhundert. Dort jagte man von Ruderbooten aus die Glattwale, die auf ihren Wanderwegen regelmäßig die Küsten der Biskaya besuchten. Dieses langsame und fette Tier - ein toter Glattwal sinkt nicht - war die richtige Beute, the "Right Whale", wie diese Art bezeichnender Weise in der englischen Sprache heißt. Der küstennahe Walfang mit Ruderbooten wie der PONTA DELGADA wurde noch bis in die 1980er Jahre hinein auf den Azoren und auf Madeira betrieben, wobei die Jagdbeute dort der Pottwal war. Auf diesen Inseln waren dazu zahlreiche Walfangstationen in Betrieb, von denen nur noch die Station von Porto Pim auf der Azoren-Insel Horta erhalten und heute ein Museum ist. Der letzte Wal, der in Europa dieser Jagdmethode zum Opfer fiel, wurde erst 1984 vor der Azoreninsel Pico erlegt. Vor entlegenen Insel Indonesien wurde solcher Walfang noch bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts praktiziert, möglicherweise auch noch heute.
Das Walfangboot PONTA DELGADA ist ein typischer Repräsentant des schnellen, geruderten Fangboots, wie es Jahrhunderte lang eingesetzt wurde. Das Boot steht in Lissabon im Marinemuseum.
Der Walfang vom 17. bis zum 19. Jahrhundert
Schon früh begann der Mensch, den Glattwal auszurotten und der küstennahe Walfang lohnte sich immer weniger. Expeditionsfahrten wie die des Holländers Willem Barents im Jahr 1594 zeigten dann große Bestände von Glatt- und Grönlandwalen im nördlichen Polarmeer, insbesondere nahe der Inselgruppe von Spitzbergen. Schon wenige Jahre später liefen die ersten Walfangexpeditionen nach Spitzbergen aus. Die Holländer setzten dazu ganze Flotten stark gebauter Fleuten ein, die zwei bis sechs Walfang-Ruderboote mit sich führten. Der Tran der erlegten Wale wurden auf diesen Schiffen nicht ausgekocht, sondern entweder auf Spitzbergen oder - wie später üblich - erst im Heimatland. Die Speckstücke wurden dazu einfach "roh" in Fässern eingelagert. Der im Laufe der Zeit entstehende Geruch muss schwer erträglich gewesen sein. Später stiegen auch die Briten und die Deutschen in das luktrative Geschäft des arktischen Walfangs sein. Die TRUELOVE ist ein Beispiel für einen britischen Walfänger aus dem 18. Jahrhundert. Die Amerikaner verfeinerten für ihre ausgedehnten, pelagischen Fangfahrten in den Pazifik um 1800 die Methode und führten die Trankocherei an Bord ein. Herman Melville's berühmter Roman "Moby Dick" beschreibt eine Reise auf einem solchen Schiff, für das die ALICE MANDELL ein typisches Beispiel ist. Das letzte Segel-Walfangschiff dieser Art, die "Wanderer", lief noch 1921 zu einer Fangfahrt aus.
Das 1864 vom Stapel gelaufene britische Walfangschiff TRUELOVE war eines der langelebigsten Handelsschiffe der Seefahrtsgeschichte. Nach 124 Jahren aktiver Fahrenszeit wurde sie erst ca. 1890 abgebrochen.
Das 1851 gebaute US-amerikanische Walfangschiff ALICE MANDELL hatte nur eine kurze Karriere aufzuweisen. Bereits auf seiner zweiten Fangreise strandete das Schiff im südchinesischen Meer und ging verloren.
Der großindustrielle Walfang des 20. Jahrhunderts
Die Erfindung des Dampfantriebs und der Sprengharpune ermöglichte am Ende des 19. Jahrhundert den großindustriellen Walfang. Ganze Fangflotten aus riesigen, tankerartigen Mutterschiffen wie der deutschen JAN WELLEM und schnellen dampfgetriebenen Walfangbooten wie der RAU IX entstanden. Die Fänge steigerten sich bis ins Unermessliche - und die Walbestände brachen zusammen. Der kommerzielle Walfang wurde in den 1970er Jahren weitgehend aufgegeben, zum Teil auf Druck der Öffentlichkeit, aber noch vielmehr, weil sich der Aufwand nicht mehr lohnte. Die Wale waren weggeschossen!
Als der Walfangdampfer SONJA im Februar 1910 vom Stapel lief, ahnte sicher keiner der Anwesenden, dass dieses Schiff auch mehr als 100 Jahre später noch in Fahrt sein sollte.
Die JAN WELLEM ex "Württemberg" war das erste für eine deutsche Firma gebaute Walfang-Fabrikschiff. Sie entstand 1935/36 durch einen Umbau des ehemaligen HAPAG-Kombifrachters "Württemberg.
Der Walfangdampfer ROBERT MOORE von 1939 war im 2. Weltkrieg als U-Boot-Jäger im Einsatz, bevor er von 1946 - 1958 als norwegischer Fangdampfer "Tiern" fuhr. 1958 wurde er nach Australien verkauft.
Walfang im 21. Jahrhundert
Heute gibt es nur noch wenige walfangende Nationen, darunter Japan, Norwegen und Island. Einer der beiden letzten isländischen Walfangboote ist die HVALUR 9. Zumindest in Europa ist die Anzahl der gefangenen Wale heute so gering, dass die Gefahr der Ausrottung dieser Tiere nicht mehr besteht. Ob der Walfang z.B. aufgrund der brutalen Fangmethode mit der Harpunengranate weiter zu rechtfertigen ist, steht auf einem anderen Blatt.
Der Walfangdampfer HVALUR 8 wurde 1948 als GOS XII in Norwegen gebaut. 1962 wurde das Schiff nach Island verkauft, in HVALUR 8 umbenannt und weiterhin als Walfänger eingesetzt.
Der Walfangdampfer HVALUR 9 wurde 1952 in Norwegen gebaut, war Teil der antarktischer Fangflotten und wurde später nach Island verkauft. Heute ist es eines der letzten Walfangboote Europas.
Das 1968 gebaute Walfangboot MOHOLMEN wurde nach einer langen Karriere als Fischkutter und Walfangboot unter Denkmalschutz gestellt und dient heute einer Seefahrtsschule als Ausbildungsfahrzeug.